Mit Sehnsucht lässt sich, außer aus der Perspektive des Marketings wohl kein Geld verdienen. Geld gibt es für handfeste Produkte, für begeisternde Services und für denkwürdige Ansätze (zumindest bei Beratern). Nein – Sehnsucht ist für die meisten Unternehmen und Top-Manager wohl das Letzte, worauf sie setzen würden. Das ist ganz oft schon an den Unternehmensvisionen klar ablesbar. Die handfestesten Sehnsüchte um die es hier geht, sind Marktführerschaft, Umsatzerhöhungen und Gewinnsteigerungen. Das ist es, was Unternehmen antreibt.
 
Und doch gibt es da eine andere Sehnsucht. Ein, die sich heute immer lauter Gehör verschafft. Eine, die in immer mehr Köpfen und Herzen kreist. Eine, die ganz real für immer mehr innere Kündigungen und Fluktuation sorgt und eine, der keine Renditesteigerung etwas entgegenzusetzen hat. Es ist die Sehnsucht von immer mehr Beschäftigten endlich (auch) MitWirkende zu werden. Die Sehnsucht, nach Sinn im täglichen Tun. Die Sehnsucht nach einer lebensZeitwerten Arbeit, nach Aufgaben, die es lohnend erscheinen lassen neben dem Verdienen der Brötchen, einen Teil der persönlichen und vor allem begrenzten LebensZeit in den Erfolg des Unternehmens zu investieren.

“Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer.”
Antoine de Saint Exupéry

 
Das diese Sehnsucht kein Hirngespinst, kein leeres Gewäsch eines durchgeknallten Beraters ist, sondern breit im Fundament all derer, die “mitten im Arbeits-Leben stehen” angelegt ist, zeigen die alljährlichen Studien des Gallup Instituts, es zeigt sich im Zulauf zu Netzwerken wie intrinsify.me und auch im Zuspruch zu Artikeln, in denen es um eine Neugestaltung von Arbeit geht. Und es zeigt sich im Zuspruch, den ich und sicherlich auch andere Protagonisten für ein Umdenken in Kundenprojekten und auf Veranstaltungen ganz direkt von Menschen aller (!!) Hierarchieebenen erhalten.
Allen diesen “Unruhegeistern” geht es darum, mehr Sinn in ihrer Arbeit und manchmal auch in ihrem Leben zu finden. Es geht ihnen um mehr, als darum “einen guten Job zu machen”. Es geht ihnen darum gesehen zu werden, sich einbringen und entwickeln zu können, zu wachsen und es geht nicht zuletzt darum, dies gemeinsam mit den Kollegen im Unternehmen zu tun. Gemeinsam die Leiter des Erfolgs zu erklimmen, gemeinsam besser zu werden, gemeinsam mehr zu erreichen. Das Gemeinsame ist für das soziale Wesen “Mensch” (noch immer) extrem attraktiv.

“Führen ist vor allem das Vermeiden von Demotivation.”
Reinhard K. Sprenger

 
Wer das im Management versteht, hat die Chance seine Rolle aufzuwerten. Die Aufgabe ist damit nicht mehr Menschen zu sagen, wo sie Holz besorgen sollen um das Schiff zu bauen. Die neue Aufgabe ist Raum für die Erfüllung dieser ultimativen Sehnsüchte zu geben. Raum sich einbringen zu können, Raum für Sinn, Raum für Selbstverantwortung und Raum für die Verantwortungsübernahmen für das Ganze, für das Schicksal der Kollegen und des Unternehmens. Es geht um Sichtbarkeit, die des Individuums, genauso wie die der von Zahlen, Daten und Fakten. Es geht um den Raum, der es den Menschen ermöglicht ihre Lebenszeit auch lebenszeitwert zu verbringen.
 
Diese neue Aufgabe des Managements ist eine der verantwortlichsten und wichtigsten, die Menschenführung mit sich bringen kann. Menschen Raum zu geben sich entwickeln und entfalten zu können, damit diese sich mit mehr Potenzial und mehr Kompetenz für die gemeinsame Sache – den Erfolg des Unternehmens, das sie ihre Sehnsucht erfüllen lässt – einsetzen können. Dies ist in seiner Bedeutung und Wirksamkeit kaum zu überbieten.
Auf dieser Grundlage lässt sich dann nicht nur ein Unternehmen erfolgreich führen, sondern tatsächlich auch mit Sehnsucht Erfolg erzielen und nicht zuletzt Geld verdienen – für alle!
Schade eigentlich, dass es für Sehnsucht keine KPI gibt.