12 Software (oder doch HR/OE) Trends für 2016

Viele nehmen die Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich Softwareentwicklung als richtungsweisend für die Entwicklung von Führung und Organisationsstrukturen auch in anderen Branchen wahr.
Gerade hat CIO (http://www.cio.de/a/12-trends-in-der-softwareentwicklung-2016,3251339?utm_medium=twitter), basierend auf einer Analyse der IT-Analysten von Forrester, 12 Trends in der Softwareentwicklung veröffentlicht, die bei genauerer Betrachtung und entsprechender Adaption tatsächlich auch für die HR, PR und OE Strukturen in anderen Organisationen von Belang sind.
Agile Konzepte und Methoden aus der Softwareentwicklung werden immer wieder als Blaupause für Konzepte zur strukturellen Veränderung von Organisationen herangezogen. Diese Vorgehensweisen haben bereits bewiesen, dass sie in einem Umfeld höchster Dynamik und Anpassungsanforderungen derzeit (mit) die besten konkreten Ansätze für schnelle und zielgerichtet Aufgabenbewältigung bieten.
Grund genug die aktuellen Softwaretrends in den Kontext Unternehmens- und Organisationsentwicklung zu übertragen um daraus ggf. neue Impulse zu gewinnen.
In Bezug auf die ersten drei Anmerkungen sind wir im Kontext UE/OE sicher nicht überall soweit:

„Schon 2016 sollen sich agile Methoden der Softwareentwicklung auf breiter Front durchsetzen.
Das klassische Plan-Build-Run ist dem durch die Digitalisierung bestimmten Tempo nicht mehr gewachsen.
Wichtig ist, dass sich Unternehmen auf den damit verbundenen Kulturwandel einlassen.“

Übertragen lese ich dort: „2016 werden agilere und dynamischere Ansätze auch im Bereich OE an Relevanz gewinnen“. Die beiden weiterenPunkte lassen sich wohl zu 95% direkt übertragen.
Doch weiter zu den 12 Trends:

1. Entwickler stellen sich als Kunden zuerst den Benutzer einer Mobile App vor. [..] Um so denken und entwickeln zu können, müssen sich die Macher allerdings auch neuer Frameworks und neuer Programmiersprachen bedienen.

Zieht man die Parallele zu beliebigen Organisationsstrukturen sind die Führungskräfte gefordert Verständnis für die sich verändernden Aufgaben ihrer Mitarbeiter zu entwickeln. Das Pendants im Leadership ist die Renaissance von Menschlichkeit, Empathie und Vertrauen, die in der PE auch HR besonders fordert.

2. Was die Finanzindustrie bereits vormacht, wird auch in anderen Branchen der Normalfall: Unternehmen entwickeln nur noch jene Lösungen selbst, die für eine Abgrenzung vom Wettbewerb sorgen. Commodity dagegen kommt als SaaS-Lösung ins Haus. Als Folge wird ein sehr viel breiterer Markt von SaaS-Anbietern entstehen. […]

Die Digitalisierung wird mit intelligenten Systemen auch im HR Bereich die Chance eröffnen Routineaufgaben (Commodity) an digitale Kollegen zu übergeben. Dieser Anbietermarkt wächst im Moment. Damit kann HR sich zunehmend um neue und aktuell relevantere Aufgaben kümmern.

3. Open Source-Komponenten sind noch wichtiger für die Entwicklung neuer Software. Anders als bisher werden Unternehmen allerdings in Zukunft deutlich mehr Mühe darauf verwenden müssen, Schwachstellen von nur wenig standardisierten Komponenten im Auge zu behalten und notwendige Updates systematisch zu managen.

Open Source Konzepte – Sharing ist nicht nur bei Softwareentwicklern in Form von Open Source Projekten angekommen. Auch Organisationskonzepte können durch ein „Open Source“ Verständnis schneller weiterentwickelt und besser für die organisationsindividuellen Bedürfnisse adaptierbar gemacht werden. Der Schritt in dieser Richtung beginnt mit dem Aufbau vertrauensvoller Netzwerke in denen außerhalb der eigenen Organisation und auch interdisziplinär die Ansätze und Herausforderungen diskutiert werden.

4. Agile Entwicklungsmethoden sorgen für tiefgreifende Veränderungen in Softwarearchitekturen. Ohne schnelle Veränderbarkeit geht es nicht mehr, und Entwickler werden ihre Teams auf dieser Flexibilität aufbauen. Die Folge sind nachhaltige kulturelle Veränderungen.

Die Arbeit in einem (hoch-)dynamischen Umfeld erfordert in allen Branchen zunehmende Flexibilität in der Anpassung von Projekt- und Organisationsstrukturen bzw. -architekturen. Eine wesentliche zukünftige Anforderung werden hochresponsive, adaptionsfähige Strukturen sein die es auf der Grundlage starker interner und externe Netzwerke erlauben die für die Aufgaben optimale Teamzusammenstellung schnell umzusetzen.

5. Der Mangel an talentierten Programmierern und Entwicklern nimmt zu, das gilt sowohl für die USA als auch für Europa. Unternehmen sollten die Suche nach geeigneten Leuten so weit wie möglich systematisieren und dabei lange Vorlaufzeiten einplanen. Wer im Dezember 2015 die Leute, die er für das erste Halbjahr 2016 braucht, noch nicht an Bord hat, ist spät dran, sagt Forrester.

Talentnetzwerke gewinnen an Bedeutung. Die kurzfristige Besetzung von Projekten mit geeigneten  Mitarbeiter (aus dem internen oder externen Netzwerk), ist schon länger und wird noch weiter wichtig. Henrik Zaborowski hat dazu in seinem Blog gerade im Zusammenhang mit Recruiting neue  Impulse gegeben.

6. Entwicklungsplattformen machen Application Server und andere Middleware mehr und mehr überflüssig. Gleichzeitig ermöglichen sie auch Businessleuten mit Coding-Talent, Entwicklungsprozesse zu steuern.

Leadership und die kontinuierliche Weiterentwicklung von resourceful humans, von  wertvollen und befähigen Mitarbeitern wird mehr und mehr zur Führungs- bzw. Leadershipaufgabe. HR kann durch die teilweise Übergabe der Rolle der PE im „Train the Trainer“ bzw. „Train the Leader“ in der  Kompetenzwahrnehmung gewinnen und gleichzeitig den Mitarbeitern auf allen Ebenen breiten (direkten und indirekten) Support zukommen lassen.

7. JavaScript zu beherrschen wird zur wichtigsten Fähigkeit, weil es sich zur zentralen Entwickler-Sprache aufschwingt. Unternehmen sollten deshalb so viele JavaScript-Experten wie möglich suchen.

Die „Programmiersprache“ im Umgang mit Mitarbeitern sind Menschlichkeit und das Verständnis für die Bedeutung der individuellen Aufgaben. Gesunder Menschenverstand und gesundes Menschengefühl gepaart mit der Fähigkeit die Vision im einzelnen im Kontext der gemeinsamen Vision klingen zu lassen gehört in die Toolbox jeder (zukünftigen) Führungskraft.

8. Programmierschnittstellen (APIs) für mobile Lösungen werden immer wichtiger. Und weil in Zeiten allumfassender Digitalisierung alles mit allem kommunizieren muss, sollten Entwicklungsteams viel Sorgfalt in die Entwicklung der APIs stecken.

Mobilität ist für viele ein Thema. Sowohl der Schrecken mobil und ggf. „always on“ sein zu sollen bzw. müssen, als auch die Freiheit es sein zu können. Beide Wahrnehmungen sind real und immer individuell begründbar. Die Fähigkeit hier genau zu- und hinzuhören sind weitere Leadershipaufgaben der Zukunft.

9. Auf dem Markt der cloudbasierten Entwicklungsplattformen werden sich maximal drei große Player durchsetzen. […] Zugleich wird sich in Nischen eine ganze Reihe kleinerer Anbieter etablieren.

Es ist Zeit die digitale Wahrnehmung der Cloud um eine sehr humane zu erweitern. Neben den 2 Dimensionen Daten und Applikationen sind besteht die humane Cloud aus Kontaktnetzwerken. Es gilt diese unter Einsatz von Zeit und oftmals einem Vertrauensvorschuss weiter auf- und auszubauen.  Das Thema Netzwerke hat Lars Hahn in seinem Ausblick auf 2016 ebenfalls als äußerst wichtig erkannt.

10. Ab dem kommenden Jahr laufen Entwicklungsumgebungen immer häufiger nicht auf den Standard-Servern eines Unternehmens, sondern – wenn nicht ohnehin in der Cloud – in eigenständigen Entwicklungs-Containern. Das sorgt für größere Eigenständigkeit bei den Entwicklern.

Experimentalumgebungen und „futureLabs“ sind längst außerhalb der Softwareentwicklung angekommen. Auch OE kann durch diesen Ansatz des „ergebnisoffenen Ausprobierens“ gewinnen, vorausgesetzt alle Beteiligten stehen dahinter und nehmen die damit verbundenen Herausforderungen und Risiken als (Lern-)Chance wahr.

11. Das Testen von Mobile Apps wird zunehmend automatisiert und damit deutlich preiswerter als heute. Beispiele für standardisierte Testumgebungen sind Amazons AWS Device Farm oder Googles Cloud Test Lab. Praktisch bedeutet das auch, dass die Produkte besser werden, weil Bugs zuverlässiger und schneller gefunden sind.

Die Mobilität der Organisation dauern zu testen ist sicherlich ein Punkt der tatsächlich nicht in die reale, humane Welt  von Organisationen übertragen werden kann.

12. Tests werden integraler Bestandteil des Entwickelns, dadurch nimmt das Entwicklungstempo deutlich zu. Dieser Trend wurde schon 2015 sichtbar und wird sich 2016 spürbar fortsetzen.

Stresstests kennen wir inzwischen von Banken, aber immer noch zu wenig für Organisationen. Dabei ist ein Test bzw. eine bewusste Reflexion von kritischen Struktur- und Prozesselementen hier eine bedeutend unkritischere Angelegenheit und sichert, wie in der Softwareentwicklung, die Qualität des Ergebnisses respektive der Organisation.
Resümee:
Die Prognosen von Forrester in Bezug auf die weiter kontinuierliche Veränderung von Softwareentwicklung  und dem Ausdehnen von Nischenphänomenen in Richtung neuer Standard lässt sich in vielen Bereichen auch auf Bereiche der Unternehmens- und Organisationsentwicklung übertragen. Zumindest, was die Unternehmen betrifft, die sich frühzeitig auf das sich weiter verändernde Umfeld einstellen wollen. Wie CIO lässt sich diese Aufzählung hier mit dem Satz schließen: „Die beschriebene Liste ist bei genauer Betrachtung nichts anderes als die Aufforderung an Unternehmen, diese Entwicklung anzunehmen und ihre Chancen konsequent zu nutzen.“