Ich wollte mich wirklich raushalten, aus dem Kommentierungs(sh..)storm der letzten Woche zur US-Wahl. Vor allem, weil das Ergebnis jetzt erstmal (bis zum 19. Dezember) so ist wie es ist. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und auch am 19.12. bleibt aus meiner – da ich keinen der Kandidaten persönlich kennengelernt habe – mediengesteuerten Sicht bleibt es bei der Option eines der beiden Über zu wählen.
Ich trete bei und mit meiner Arbeit zwar auf ganz fundamentaler Ebene für die Menschenrechte ein, indem ich propagiere mit Erwachsenen (im Job) auch erwachsen umzugehen – mit gegenseitigem Respekt und Offenheit für andere Meinungen und Transparenz und so…
 
Meine ganz kleine Analyse des Wahlergebnisses führt aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven zur Wahrnehmung einer massiven – und auch bei uns sichtbaren – Entkopplung von großen Teilen der Gesellschaft.
 
Donald Trump (und Hillary Clinton) wurde jeweils nur von ca. 18% der Bevölkerung und ca. 25% der Wahlberechtigten gewählt. (Siehe: http://www.tagesanzeiger.ch/us-wahl/nur-18-prozent-waehlten-trump/story/24826741)
 
Die übrigen knapp 50% der Wahlberechtigten hatten offensichtlich kein Interesse an der Wahl oder sahen keine Option auf echte Veränderung. Mehrfach liest man von der Wahl zwischen Pest und Cholera.
 
Wenn man diese Sicht auf Unternehmen übertragt, so entspricht die Zahl der Nichtwähler und derjenigen, deren Stimme an die unterlegenen Kandidatin gingen, ungefähr der Zahl der Mitarbeiter, die innerlich gekündigt haben (zumindest sind das die Gallup Zahlen aus den USA – wie groß die Zahl der inneren Kündigungen in Ihrem Unternehmen ist können Sie ja mal versuchen herauszufinden).
Es scheint als sei das „Angebot“ weil entfernt gewesen von der Nachfrage – zumindest für die Masse…..
 
Zweitens: Die „vergessenen Männer und Frauen“. Es sind diejenigen, die das Gefühl haben keine Stimme zu haben, nicht gehört zu werden. Die nach Jahren des gefühlten Stillstands und Rückschritts endlich „denen da oben“ zeigen wollten, dass es sie gibt. Das Mittel der Wahl (im Wortsinn) war derjenige der versucht hat sie in Ihrer Sprache, auf Augenhöhe anzusprechen. Dabei ging es wohl weniger um Tatsachen, als um den Sprachstil, d.h. das Gefühl dass der da oben auch so redet, wie man selbst. Das Gefühl, dass „der da oben“ auch ohne direkte Kommunikation schon ein Austausch über die eigenen Probleme stattfand. Das Gefühl, dass „der da oben“ weiss, wie er etwas an der Situation verändern kann. Das Gefühl, dass endlich was geht – auch wenn vielleicht unterschwellig klar war, wie utopisch es ist, die Zukunft zu stoppen und die gute alte Zeit (die es so wohl selten gab) zurückzubringen.

Doch wie konnte das geschehen?

Eine der klarsten und für mich aus der eigenen Erfahrung in Unternehmen treffendsten Aussagen dazu habe ich in diesem Video gefunden: https://youtu.be/GLG9g7BcjKs
 
Quintessenz: Wir haben uns in unsere Filterblasen zurückgezogen und reden über „die anderen“ aber nicht mehr mit ihnen. Wir haben verlernt die Sprache des anderen zu verstehen und selbst zu sprechen. Der Dialog und die Moderatoren, die Übersetzer fehlen.
Die Reaktion auf beiden Seiten ist das Gefühl ausgegrenzt zu sein, Recht zu haben und vor allem der Wunsch lauter zu werden, damit „die anderen“ endlich richtig hinhören und verstehen was man sagt. Doch – sorry, so klappt das nicht.
 
Für mich auffällig ist die Parallele zu vielen Unternehmen. Auch hier gibt es wenige, die mit allen reden können und verstehen bzw. verstanden werden. Auch hier gibt es gefühlte Standesunterschiede, die das vorhandenen Potenzial stumm machen. Denn wer sich nicht gehört fühlt, kündigt innerlich, er/sie bringt sich nur soweit ein wie er/sie muss und vermeidet jede weitere Anstrengung. Und womit? Mit (selbstempfundenen) Recht!
 
Als starker Befürworter von mehr Dialog und miteinander in Unternehmen weiß ich, dass – so Leid es mir tut – die sofortige vollständige Öffnung hin zu mehr Partizipation viele, auf beiden Seiten des mentalen Zauns, überfordern würde. Der Prozess den wir gehen müssen ist einer der Wochen, Monate und Jahre braucht bis wir endlich wieder gelernt haben uns auszudrücken und gegenseitig zu verstehen. Es ist ein Prozess des inneren Wachstums, ein Prozess neuer positiver Erkenntnisse und vor allem einer, der gut begleitet sehr erfolgreich ist und macht.
Doch, weil er soviel Zeit braucht, müssen wir uns bald auf diesen Weg zu mehr echter Verständigung – verbal sowie geistig – begeben. Auf beiden Seiten der Kluft und überall auf diesem Planeten! In den USA, genauso wie in Europa, Deutschland und – vor allem, den hier ist die Keimzelle für jeden neuen Start in kleinen Schritten und kleinen Gruppen: in unseren Unternehmen!
 
So – und jetzt halte ich mich aus der Politik wieder raus und kümmere mich um die Menschen und Organisationen die ich schon dabei unterstützen darf die Potenziale zu nutzen, statt sich über den Mangel an Chancen zu beklagen.
 
In diesem Sinn – gehen sie in den Dialog und in eine erfolgreiche Woche!