Keine Frage, das „Panta rhei“ von Heraklid hat in den letzten 2.500 Jahren keinen Deut an Wahrheitsgehalt verloren. Alles fließt. Und doch, auch wenn das sicherlich vielen Generationen vor uns schon so wahr genommen haben, es scheint, als würde sich das Gefälle immer weiter verstärken. Was früher wie ein ruhiger Fluss dahin mäandrierte, scheint sich in ein reißendes Wildwasser und vielleicht auch schon in einen Wasserfall verwandelt zu haben.
 
Veränderung findet im Minutentakt statt – und geht doch, im Vergleich zu dem was sein könnte, unglaublich langsam vonstatten. Es mag an der Informationsflut liegen, oder an unserer Tendenz die Herkunft des Salzkorns auf dem Mittagessen als Sensation kommunizieren zu wollen.
 
Ist damit die Veränderung nur hausgemacht und alles gar nicht so wild? Müssen wir vielleicht doch gar nicht selbst aktiv werden, um mit der Zeit zu gehen?
niagara 218591 1920

Wir können liegenblieben

Es mag als das Sinnvollste erscheinen, einfach liegen zu bleiben. Immerhin rasen zwar alle hektisch hin und her, zugleich scheint aber niemand eine Richtung zu kennen? Es herrscht unübersichtliches Gewusel, Mehrdeutigkeit und Chaos bis hin zur allgemeinen Irrelevanz. Ob in Amerika ein Präsident mit Atomwaffen zündelt, der erste Trailer des neuen Star Wars Films anläuft oder ein die Bayern einen neuen Trainer bekommen. Alles sucht und fordert unsere Aufmerksamkeit und zugleich können wir liegenbleiben, denn nichts davon, so scheint es, hat direkte signifikante Auswirkungen auf unserer Zukunft. Wir sind abgestumpft bis zum geht nicht mehr.
 

Arsch hoch

Und doch sollten wir unseren Arsch bewegen. Wir sollten aufstehen, uns umschauen und beginnen darüber nachzudenken, wie wir unsere Zukunft haben wollen, denn sonst kommt sie unverhofft und mit voller Wucht und vielleicht eben doch nicht so, wie wir sie gerne hätten?
 
In meinem Kontext stelle ich mir wortwörtlich jeden Tag die Frage: Reicht was wir haben? Reicht es, wie wir Organisationen und Zusammenarbeit leben, um sicher und mit der von uns allen so dringend gewünschten Stabilität und Sicherheit, die nächsten drei bis fünf Jahre klar zu kommen?
 
Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht! Nein, ich habe echte Zweifel! Ich weiß nicht, welche Jobs in drei bis fünf Jahren echte Relevanz besitzen. Ich weiss nicht, welche Konzerne dann mit unseren Daten arbeiten und wie. Ich weiss nicht, wie dann die Waren geliefert werden die wir mal eben schnell über den Internetzugang unserer Jacke bestellen. Ich weiss nicht, welche Technologien wir dann nutzen. Ich weiss nicht wer dann wie sein Geld verdient.
 
Was sich sehe ist, dass was heute en vogue ist, sich bei genauerer Betrachtung als Anhängsel eines sich immer schnellender drehenden Übergangstechnologiekarussels darstellt. Alles ist (in) Veränderung! 
 

Macht es da überhaupt Sinn über eine Richtung nachzudenken? 

Wer sich die Elemente anschaut, die die letzten 4 Generationen (also die, die heute zusammen im Arbeitsleben stehen) geprägt haben, stellt signifikante Unterschiede fest. Die, die Top-Führungsriegen noch immer mit bestimmenden Baby Boomer waren, auch ohne ausgefeilte Technologien „die idealistischen Macher“. Alles war möglich, wenn es nur gut geplant und gut umgesetzt wurde. Ihre Zeit war Selbsterfüllung pur. Es war die Zeit des Telefons (mit Schnur) und sauteurer Ferngespräche. Die Baby Boomer waren die Kings des lokalen Bezugsrahmen. Hier konnten Sie punkten und blieben dafür auch mal 30 Jahre im Unternehmen um sich mit ausgefahrenen Ellenbogen hochzuarbeiten.
 
Dann kam die „Generation Golf“ und mit ihr die Skeptiker, die schon nicht mehr daran glaubten, dass Ressourcen unendlich und Selbsterfüllung mit einem Dasein als Workaholic ein erstrebenswertes Ideal darstellen sollte. Dafür erlebten sie am eigenen Leib und mit dem eigenen C64 die ersten neuen Möglichkeiten digitaler Technik. Auch, weil es am Anfang nicht darum ging mal eben noch die 148.713 mails zu checken – aber immerhin: Sie hatten mail.
 
Und dann kam der Bruch. Seit der „Gen Y“ sind „die jungen“ mit Dingen aufgewachsen, die sich dem Verständnis der meisten „alten entziehen. Da sind neue Kommunikations-, vernetzungs- und Interaktionsmuster entstanden, die ungeahnte, globale Verbindungen ermöglichten. Alles ist und war plötzlich anders. Oder wie Alex Osterwalder, der „Erfinder“ des Business Modell Canvas, es gerade heute twitterte: „On vacation w/ 4 teens: ‚The challenge for a human now is to be more interesting to another than his or her smartphone.‘”
 

Unser Planet ist das Dorf von vor 25 Jahren und smartphones sind (noch) unser Tor in diese Welt.

 
Ach, was ich hätte sagen sollen: „Generationen“ sind keine Frage des Alters, sondern der Einstellung.
 
Und genau das ist der Punkt: Heute kann die Zukunft gestalten, wer sich in der neuen Generation sieht. Nur dann ist der Zugang zu vielen Veränderungstreibern überbrückbar, nur dann kann man noch verstehen, was da passiert, nur dann kann man am Ball bleiben. Natürlich kann man auch sagen, „lasst mich damit in Ruhe“, aber dann ist man auch raus aus dem Spiel. Man sitzt am Spielfeldrand und versteht schon bald die sich immer weiter entwickelnden Regeln nicht mehr. Viele sitzen nicht einmal mehr dort, sondern nur noch auf der anderen Seite des Bildschirms. Ganz weit weg vom Geschehen.
 

Die Manager müssen zurück ins Spiel!

Auch wenn ich sonst den Begriff“ müssen“ vermeide und (wenn schon, dann doch) lieber von von „sollen“ und noch lieber von „können“ und „dürfen“ spreche, hier MÜSSEN die Manager, die Führungskräfte und Top-Entscheider zurück ins Spiel, wenn sie noch eine Daseinsberechtigung als „Richtungsweiser“ und „Leader“ haben wollen.
 
Wer verantwortungsvoll in einem Unternehmen tätig ist, MUSS spätestens JETZT beginnen es zu gestalten, der muss in die Zukunft blicken, der muss aktiv werden und der kann und darf nicht sagen, ist mir zu teuer und ich mach es nächstes Jahr, wenn alles klarer erscheint und wieder Budget da ist.
 
Und sch…. ja – so schnell das Wasser auch den Wasserfall hinabfällt, die Veränderung geht nur quälend langsam.
 
So schnell wir wahrnehmen, dass neue Ideen Fuß fassen und sich Technologien entwickeln, so sehr müssen wir uns klar sein, wie langsam wir Menschen mit Veränderungen klar kommen.
 

„Aller Anfang ist schwer.“

 
Wir überhöhen die Gefahren, wir überinterpretieren den Aufwand und am Ende kommen wir, als anpassungsfähigste Spezies, doch mit der Entwicklung unglaublich schnell klar. Wenn – und das ist und bleibt die Bedingung – wenn wir sie tatsächlich angehen und nicht als Idee vor uns herschieben!
 

Menschen und Menschlichkeit gestalten Zukunft 

Wir haben vor eine paar Wochen, als einem der Themen gestartet, die in der nahen Zukunft Relevanz zu haben scheinen, eine Befragungen zu „Agilem Management“ gestartet. (An der Sie hier noch bis Ende November teilnehmen können.) Aus den individuellen Reports, die wir auf Anfrage dazu erstellen, wird schon heute eines klar: Der Mensch ist willig, doch die Systeme sind alt und schwach.
 
Das ist um so erstaunlicher, als diese Systeme von Menschen geschaffen wurden, um Arbeit leichter, schneller und besser zu machen. Nichts davon wurde implementiert, um Arbeit zu behindern. Dennoch halten wir, als alte überlieferte Überlebensstrategie, am Alten fest und schmeißen nur wenig auf den Müll.
 

Die Kluft könnte kaum größer sein

Doch das unreflektierte Festhalten hat einen entscheidenden Nachteil: es bildet einen Klotz am Bein, der zu oft, zu intensiv Bewegung ver- und behindert. Wir schaufeln uns damit mit Steinaxt und Holzschaufel unser eigenes Grab.
 
Vorgabe von Zielen, Planung und Kontrolle sind selbst in Zeiten massiver Unsicherheiten und maximaler Veränderungsgeschwindigkeit noch immer weit verbreitet. Dagegen es fast noch verpönt, gemeinsam den Sinn und die Sinne zu schärfen und Verantwortung bewusst an Verantwortungsbereite weiter- und abzugeben, loszulassen und mit etwas Mut einfach loszugehen!
 
Auch wenn es hier Tricktechnik ist: Indiana Jones zeigt zumindest wie es gehen kann!

Aber wir haben ja doch keinen Einfluss…. 

Wer für sich beschlossen hat, keinen Einfluss nehmen zu können hat auch genau das: Keinen Einfluss. Alle anderen, alle die für sich neue Szenarien denken, die darüber sprechen und schreiben, die in den Dialog gehen, alle, die Hoffnung tragen, dass sie auch in fünf Jahren noch verstehen wollen, was um sie herum passiert, all die haben Einfluss auf das was geschieht.
 
Dieser Einfluss startet damit zu verstehen, dass Anpassungsfähigkeit und Flexibilität Sicherheit und Stabilität erzeugt und erfordert. Wer dieses Verständnis in sich trägt, kann Prozesse hinterfragen, kann Strukturen für sich als hilfreich oder unnütz bewerten und so, ganz (un-)bewusst an seinen Entscheidungs- und Verantwortungsräumen arbeiten.
 

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Herrmann Hesse

Aktiv den Weg gestalten

Auch, wenn es nur wenigen leicht fällt, das große Bild und die systemischen Abhängigkeiten der allgegenwärtigen Mehrdeutigkeit zu erkennen. Um die ersten Schritte zu gehen reicht es aus zu sehen, dass die so vertrauten eindeutigen und eindimensionalen Lösungen kaum mehr existieren.
 
Ich habe vier einfache Schritte ausgemacht, die den Unterschied zwischen gestalten der Zukunft und verharren in der Vergangenheit ausmachen können und die jetzt gestartet werden können (und sollten – nein: müssen!):

  1. Den Status Quo klärenWo stehen Sie – persönlich und als Organisation? Wie anpassungsfähig sind Sie? Wie unterstützen die Systeme, Regeln, Prozesse, Strukturen die Arbeit – oder behindern sie Sie? Welches Geschäftsmodell funktioniert heute und in Zukunft? Wie funktioniert es? Was brauchen Sie dafür? welche Kunden, welche Strukturen, welchen Managementmodelle? Was wollen, sollen, können und dürfen (sie als) Mitarbeiter?
  2. Krönchen richten: Überwinden sie Ihre Vorbehalte, reflektieren und diskutieren Sie Ihre Situation! 
  3. Loslassen
  4. Loslegen

Aussteigen oder weitermachen?

Diese Frage habe ich mir – gerade als Selbstständiger – immer wieder gestellt. Wenn man ambitioniert arbeitet ist es anstrengend und zermürbend mit anzusehen, wie sich Unternehmen zugrunde richten, weil sie zu selbstverliebt im Alten verharren. Es ist mühsam in der Akquise immer wieder bei Null anzufangen, um die entscheidenden Entscheider zu überzeugen, ihnen den Weg aufzuzeigen, sich den Mund fusselig zu reden und dann doch keine Chance zu erhalten, weil der Chef es „dann doch irgendwie selbst macht“ oder man an Formalien scheitert… (und damit zum ersten Satz in diesem Abschnitt…).
 
Ohne einen fast unerschütterlichen Optimismus ist es schwer mit anzusehen, wie dann versucht wird mit alten Methoden und dem „5 Jahresplan“ Kultur neu zu implementieren – wenn eigentlich klar ist, dass die Prozesse allem im Weg stehen oder die Betriebslogik verquer ist. Manchmal denke ich: „Was soll’s? Da hat der letzte eh schon das Licht ausgemacht.“
 
Und doch bin ich überzeugt, dass es nur dann weitergeht, wenn wir (und auch ich) weitermachen unsere Zukunft für uns menschlich zu gestalten.
 

Wir brauchen die Zukunft

Es gibt so unglaublich viel zu tun. Wer heute, angefangen von der Breitbandversorgung (und damit der Grundlage für echtes, vernetztes, freies, kreatives, wachstumsförderndes arbeiten), über die Bildung (der von Kindern als den Gestaltern unserer Zukunft wie auch der von uns allen als den – ich wiederhole mich bewusst – Gestaltern unserer Zukunft), bis zu unserem Umgang mit „den Alten“ denkt, (die sich vielfach zurecht weder sicher, noch wertgeschätzt, noch gut versorgt fühlen – und das in die Richtung weiterdacht werden sollte, dass wir alle uns einmal alt, unsicher, unversorgt und ins Abseits gedrängt fühlen könn(t)en), der kann jetzt, hier und heute nicht mehr stillsitzen. Der MUSS – und je höher seine Position in Unternehmen und Gesellschaft ist, umso intensiver – daran arbeiten, dass wir alle einer guten Zukunft entgegen sehen können. Der MUSS JETZT starten!

Worauf warten Sie noch? 

P.S.: Für diejenigen die tatsächlich loslegen wollen, für diejenigen, die dabei die Formalien aus dem Weg schieben und mit Unterstützung losgehen möchten, für die mache ich gerne Termine in meinem Kalender frei. Versprochen! Die anderen wenden sich in 3 Jahren bitte an ihren Arzt oder Apotheker….